Ausgerechnet die Rubrik, die Foodblogger für gewöhnlich als Allererstes ausfüllen, ist bei „Grain de Sel — Salzkorn“ noch weitgehend verwaist: Klickt der Besucher auf die Seite Über mich, empfängt ihn ein Bild von Michaelas Küche und sonst — nichts. Oder genauer gesagt: das Satzfragment „… ist noch Baustelle…“
Dabei ist der Blog selbst alles andere als eine Baustelle: Seit fast genau zwei Jahren schreibt Michaela dort über die Abenteuer in ihrer Küche. Anstoß war ihr Umzug nach Frankreich. „In der Stadt lebend, habe ich bildhauerisch gearbeitet — zuerst am Badischen Staatstheater als Theaterplastikerin, dann als Studentin der Akademie“, erzählt Michaela im Interview mit der Schmausepost. „Bis die Liebe kam und mich nach Frankreich in die wirklich wunderschöne Drôme entführte. Und tout un coup war die Natur stärker als die Kultur.“
Denn im Südosten von Frankreich erwartete sie ein großer Garten und eine stattliche Küche — „beides wurde zu meinem neuen Spielplatz“, sagt Michaela. „Es hört nicht auf, mir Freude zu bereiten. Kochen ist sinnlich, Essen ist sinnlich, alles geht wie früher in der Bildhauerei durch die Hände, aber nun genießt man am Tisch das Hier und Jetzt zu zweit. Und es riecht und duftet und schmeckt.“
Erst dieser Tage hat Michaela den zweiten Geburtstag ihres Foodblogs gefeiert — und dabei eine beeindruckende Bilanz gezogen: Fast 500 Gerichte habe sie in der Zeit vorgestellt. Ihr Ziel: „euch Frankreich ein wenig näher zu bringen — vor allem die malerische Drôme — und wie schön es ist, aus eigenem Garten zu kochen.“ Auf die Kosten kommen dabei laut den Tags ihrer Einträge allen voran Vegetarier, Eigenbrötler, Pasta-Maniacs, Salatstupfer und Süßschnäbel sowie Tomatenliebhaber und Wertschätzer für Ziegenfrischkäse. Unter den Artikeln mit den größten Zugriffszahlen befinden sich unter anderem ein Avocado-Pfirsich-Salat, karamellisiertes Ofen-Apfelmus und das schwäbische Kartoffelbrot.
„Ich bin der tiefen Überzeugung, dass man sich das Leben schöner kochen kann – und wenn es nur ein winzig bisschen ist: ca suffit“, sagt Michaela, die im Sommer auch rustikal-romantische Ferienwohnungen vermietet. „Da Essen existentiell ist, darf man sich darüber ruhig einen Gedanken mehr machen – aber diese Aufgabe hat jeder für sich selbst.“
Bleibt eigentlich nur eine Frage: Was ist denn nun mit der Rubrik Über mich? „Der Text ist bereits geschrieben, aber ich werde und werde mir darüber nicht schlüssig, ob ich tatsächlich ein Bild von mir dazustellen möchte“, erklärt Michaela. „Will ich das Phantasiebild, das sich Leser gemacht haben, wirklich von der Realität ablösen lassen? Man denke an die Verfilmung eines meiner Lieblingsbücher Die Unendliche Geschichte. Mein Andreu sah ganz anders aus, völlig. Hey, oder das Pferd von Andreu, geschweige denn das Mondenkind… Die Verfilmung war ein Phantasie-Massaker. Na, ich brüte noch etwas darüber…“
INTERVIEW: 5 Fragen an… Michaela von „Grain de Sel — Salzkorn“
1. Was ist dein persönliches Lieblingsgericht in deinem Blog?
Michaela: Beim Essen liebe ich die Vielfalt und die Abwechslung: Brot, Pasta, Gemüse…. à la „Wenn ich jetzt grad hier Treue schwöre, wird wieder ein andres ganz unglücklich sein.“
2. Welche Rolle spielt Essen in deinem Leben?
Michaela: Essen ist existentiell.
3. Worauf sollten mehr Menschen beim Essen achten?
Michaela: Dass sie beim Essen im Hier und Jetzt sind, ihre Sinne einschalten und sich dazu an einen Tisch setzen – gerne in Gesellschaft. Dann würde sich vieles von selbst in eine gute Richtung bewegen…
4. Was war die schönste Erfahrung mit deinem Blog?
Michaela: Da ich mit meinem Blog zum Kochen anspitzen will, ist das schönste Feedback, wenn jemand nachgekocht oder nachgebacken hat. Besonders freudig fand ich zuletzt den Austausch mit Günther Weber, dessen Buch „Gut Brot will Weile haben“ ich rezensiert habe. Ich fand/ finde es aber auch sehr spannend, über den Blog Menschen im „echten Leben“ kennenzulernen.
5. Welche drei Webseiten zum Thema Essen kannst du empfehlen?
Michaela: Petra von Chili und Ciabatta und Robert von Lamiacucina sind für mich Säulenfiguren – ohne diese beiden kann ich mir die deutschsprachige Foodblogszene nicht vorstellen. Christina von New Kitch on the Blog und Alex von foto e fornelli finde ich total sympathisch, und die beiden machen mir schlicht immer Appetit. Und von Valentinas Kochbuch lasse ich mich gerne inspirieren. Oder vom Profi Ralf von Only Food oder oder… Es gibt so viele deutschsprachige und anregende Foodblogs, daher ist mein Blogroll auch mit einer dreistelligen Liste bestückt. Prinzipiell habe ich einen Hang zu Foodblogs, in denen der Teller wichtiger als die Serviette ist, also die Rezepte mehr Gewicht haben als die Deko.
Mehr über Michaela und ihr Foodblog „Grain de Sel — Salzkorn“ steht auf www.salzkorn.blogspot.de.